Seclin in Frankreich

Die 10 km südlich von Lille gelegene Stadt SECLIN zählt heute ca. 12.500 Einwohner. Geschichtlich gehört diese Region zu Flamen, welche vom südlichen Teil der Niederlande über den westlichen Teil von Belgien bis in das Departement "Nord" (Region "Haut de France") ragt. Dementsprechend sind die Landschaft und Mentalität dieses Landstriches zwischen dem romanischen und dem germanischen Kulturkreis geprägt.

Zu den Sehenswürdigkeiten gehört u. a. das im Jahre 1246 durch die Gräfin Marguerite de Flandre als Hospital gegründete und heute als Altersheim genutzte Gebäude.

Der Ursprung der Stadt geht mindestens bis ins 7. Jahrhundert zurück, was durch die Gruft des heiligen St. Piat unter der Stiftskirche St. Piat belegt ist.

Gut 900 Jahre später wurde im Jahre 1531 der Bau des Turms der Stiftskirche beendet. Weitere 65 Jahre danach erhielt dieser sein Glockenspiel.

Im Laufe der Geschichte wurde auch Seclin nicht von revolutionären und kriegerischen Geschehnissen verschont, zuletzt in den beiden Weltkriegen durch deutsche Truppen.

Davon zeugt ein Kriegsgräberfeld auf dem Friedhof mit seinem Turm. Um die unheilvolle Geschichte zwischen Franzosen und Deutschen zu beenden, wurde am 22.03.1963 der Freundschaftspakt zwischen Deutschland und Frankreich durch Charles de Gaulle und Konrad Adenauer geschlossen.

In dessen Folge wurden zahlreiche Städtepartnerschaften - so auch die zwischen Apolda und Seclin - bereits 1963 geschlossen.

Die folgenden Jahre brachten der Region und der Stadt, welche traditionell durch Kohleabbau und Textilindustrie geprägt war, den wirtschaftlichen Niedergang durch den Strukturwandel.

Der Bau neuer Verkehrsverbindungen (Autobahn, Hochgeschwindigkeitszug TGV und Kanaltunnel) sowie ein großes Gewerbegebiet für Industrie, Handel und Dienstleistungen verbesserten die wirtschaftliche Situation. Seclin gelang damit der strukturelle Wandel in ein modernes Dienstleistungszentrum.

Die sozialen Bemühungen der Stadt werden aktuell durch die Umgestaltung eines sozialen Problemviertels "La Mouchoniere" in ein attraktives Viertel mit modernen Wohnungen, Schule und Gemeindezentrum sowie einer intensiven Sozialbetreuung und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen belegt.

Im Juli 2018 wurde eine neue Kinderkrippe "les p’tits loups" (Die kleinen Wölfe) mit 77 Plätzen für Kinder zwischen 10 Wochen und 4 Jahren eröffnet. Das Besondere ist, dass hier eine Kombination von konventioneller Betreuung der Kinder durch Tagesmütter mit der Struktur kollektiver Gruppierungen 2-3-mal pro Woche mit frühkindlichen Lern-Workshops besteht. Dadurch erlangen die Kinder Eigenschaften und Fähigkeiten des täglichen Lebens. Auch der mögliche Erfahrungsaustausch zwischen den Tagesmüttern wirkt sich positiv auf die Entwicklung der Kinder aus.

Alle zwei Jahre findet das "Fête des Harings" (Heringsfest) statt. Es erinnert an ein Geschenk der wohltätigen Margarete von Flandern im Mittelalter in Form einer jährlichen Zuteilung von Heringen, zur damaligen Zeit ein wichtiges Haupternährungsmittel.

Der Festumzug durch die Innenstadt von Seclin wird von ca. 800 - meist mittelalterlich kostümierten - Einwohnern mit beeindruckenden Schauwagen, Stelzenläufern und mittelalterlichen Melodien veranstaltet. Am Straßenrand verfolgen Tausende von Schaulustigen das friedliche bunte Treiben.

Text und Bilder stellte dankenswerter Weise Herr Dr. Fritz Wegner zur Verfügung.